dokART - Mai 2017
Vortrag
Montag, 08.05.2017/16-18h im Hörsaal M, Edmund-Siemers-Allee 1
was, wie, wo, sieht wer
Daniel R. Müller aka Daniel von Rüdiger, Hochschule für Gestaltung und Kunst FHNW, Basel
Einführung und Moderation: Dr. Cornelia Lund, Universität Hamburg
Die Wirkung dokumentarischen Bildmaterials hängt unter anderem von ihrer Rahmung, also von Faktoren ab, die vom Bildinhalt unabhängig sind. Dabei spielen die Montage und die Vertonung der Bilder eine wesentliche Rolle. Neben diesen gestalterischen Aspekten beeinflussen auch Medienkanäle und deren Kontextualisierung die Rezeption.
Bleibt der Bildinhalt gleich, kann der Einfluss des Kontextes auf die Rezeption beobachtet werden. Die Verwendung dokumentarischen Materials im Kontext einer Performance provoziert beispielsweise andere Fragen zur „Critical Whiteness“-Debatte als seine Verwendung in einer ethnologischen Ausstellung.
Daniel von Rüdiger wird diese Überlegungen anhand seiner eigenen Arbeit diskutieren.
Im Auftrag der australischen Papua-Neuguinea-Expertin und Sozialarbeiterin Elizabeth Cox dokumentierte er den Lebensalltag in Dörfern entlang des Sepik-Flusses. Unter anderem im Auftrag des Martin-Gropius-Baus, Berlin, und des Museums der Kulturen, Basel entstanden aus dem Rohmaterial unterschiedliche Dokumentationen für ethnologische Ausstellungen. Neben der Verwendung im musealen ethnografischen Kontext findet das Material Einsatz in Daniel von Rüdigers künstlerischer Forschung zur Musikvisualisierung. Dabei entstehen Musik, Audiovisuelle Live Performance und Videoinstallation aus demselben Ausgangsmaterial.
Daniel von Rüdiger vereint seine zwei Passionen, Sozialdokumentation und Musikvisualisierung, und hinterfragt damit die Kontextualisierung von dokumentarischen Aufnahmen.
Filmabend
Montag, 08.05.2017 / 21.15 Uhr, Metropolis Kino
Brazil ’84 OmU
R: Phill Niblock, USA 1984, 77 min.
KANU
Musik: 0101 (Daniel von Rüdiger, Carl), DE/PNG 2017, 15 min.
Kanu belong Keram OmU
R: Daniel von Rüdiger, CH/PNG, 16 min.
Menschliche Arbeit in unelektrifizierter Form ist das Thema an diesem Abend. Die Wahrnehmung der rhythmischen Arbeitsvorgänge wird dabei wesentlich beeinflusst durch den Einsatz von Musik. Während Phill Niblock seinen Stummfilm, der zur Serie „The Movement of People Working“ gehört, über die Jahre hinweg mit unterschiedlicher musikalischer Begleitung gezeigt hat, experimentiert Daniel von Rüdiger mit unterschiedlichen Formaten. Sein in Papua-Neuguinea aufgenommenes Bild- und Tonmaterial kann dabei die Form einer audiovisuellen Live-Performance annehmen oder eben – wie hier präsentiert – eines reinen Hörstücks und eines ethnologischen Dokumentarfilms.
Zu Gast: Daniel von Rüdiger
Vortrag
Montag, 22.05.2017 / 16-18h im Hörsaal J, Edmund-Siemers-Allee 1
Playfulness
Gast: Nicolas Steiner, Regisseur
Einführung und Moderation: Eva Knopf, Universität Hamburg
Nicholas Steiners filmische Arbeiten zeichnen sich – unabhängig vom Genre – durch eine spielerische Haltung zu seinem Gegenstand aus. Sein ethnographischer Film Kampf der Königinnen über den traditionellen Kuhkampf im schweizer Wallis etwa arbeitet mit Superzeitlupen und rhythmischer Montage. In Above and Below einem dokumentarischen Film über amerikanische Lebenskünstler nutzt er schon während der Dreharbeiten eigens für den Film komponierte Musik, die die Protagonisten aufgreifen und weiter führen.
In der Vorlesung wird es im Gespräch mit Steiner um die Praxis des Spielerischen im Diskurs und unter den Produktionsbedingungen des Dokumentarischen gehen. Transformieren, Fingieren, ,Spielen‘ – so die Hypothese – sind bei Steiner keine Formen der Täuschung, sondern notwendig, um die afilmische Wirklichkeit überhaupt sinnlich darstellbar zu machen. Es sind Techniken eines Übersetzungsprozess der in den Filmen selbst explizit ist, wodurch das komplexe Verhältnis zwischen Eindruck und Ausdruck, zwischen Dokument und Fiktion hervorgehoben wird. In seiner spielerischen Haltung kann man Steiner demnach in die Tradition Jean Rouchs setzen im poetischen Ausdruck vielleicht in diejenige von Robert Gardner. Das seine Filme auf große Resonanz treffen, zeigen nicht zuletzt die Vielzahl von Festivalteilnahmen (u.a. Berlinale, Filmfest Rotterdam) und Preisen (darunter der Deutsche Filmpreis 2016 im Bereich Dokumentarfilm), die er für seine Filme erhalten hat.
Filmabend
Montag, 22.05.2017 / 19.00 Uhr, Metropolis Kino
Above and Below, OmU
R: Nicolas Steiner, CH/D 2015, 118 Minuten
„Above and Below“ zeigt Überlebenskünstler am Rand der amerikanischen Gesellschaft: Rick und Cindy in der Kanalisation von Las Vegas, Dave in einem verlassenen Bunker, April auf ihrer Marsmission in der Wüste Utahs. Die Dramaturgie des Films wird dabei wesentlich von der Musik beeinflusst, die zum Teil schon während der Recherche entstand und beim Dreh selbst genutzt wurde. So ist eine eindrucksvolle Poetik entstanden, für die das Komponistenkollektiv Paradox Paradise 2015 den Dokumentarfilmmusikpreis erhalten hat. 2016 erhielt „Above and Below“ den Deutschen Filmpreis in der Kategorie Dokumentarfilm. Hamburg-Premiere!
Zu Gast: Regisseur Nicolas Steiner und John Gürtler (Paradox Paradise)
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