Forschungsverbund
LFF-Forschergruppe "Übersetzen und Rahmen. Praktiken medialer Transformation"
Kooperativer Forschungsverbund der Universität Hamburg und der Hochschule für bildende Künste, Hamburg
Übertragungen zwischen Medien sind seit einigen Jahren eine zentrale Strategie der Medienindustrie, eine interdisziplinäre Praxis in den Künsten und der populären Kultur sowie ein wichtiger Forschungsgegenstand der Medienwissenschaft. Diese Entwicklungen, die sich vor allem auch in einer Medienmetropole wie Hamburg zeigen, nimmt die interdisziplinäre Forschergruppe aus Mitgliedern der Universität (UHH) und der Kunsthochschule (HfbK) auf. Sie lenkt den Blick auf mediale Transformationen und konzentriert sich auf eine bislang wenig diskutierte praxeologische Perspektive und mit ihr auf Wahrnehmungs-, Affizierungs- und Aneignungsprozesse, die als Praktiken medialer Transformationen beschrieben und mittels der Leitkonzepte ‚Übersetzung‘ und ‚Rahmung‘ theoretisch gefasst werden.
Praktiken medialer Transformationen thematisieren den Vollzug. Sie erfolgen, so die Grundannahme, in und durch zwei miteinander verschränkte Wechselwirkungen: der von ‚Rahmung‘ und ‚Übersetzung‘ sowie der von ‚rahmen‘ und ‚übersetzen‘, wobei die beiden Substantive das jeweils Vollzogene bezeichnen und die beiden Verben den performativen Vollzug. Ziel der gemeinsamen Forschungsarbeit ist es, die Möglichkeiten und Grenzen der verschiedenen Übersetzungs- und Rahmentheorien für kultur- und sozialwissenschaftlich orientierte Medienforschungen auszuloten und für die medientheoretische und medienästhetische Forschung fruchtbar zu machen. Die interdisziplinäre und grundlagentheoretisch ausgerichtete Auseinandersetzung mit den Leitkonzepten ‚Rahmung/rahmen‘ und ‚Übersetzung/übersetzen‘ sowie die praxeologische Konzentration auf das ‚Wie’ des Vollzugs stellen einen innovativen Forschungsbeitrag für eine erweiterte, interdisziplinär ausgerichtete Medienforschung dar.
Zwei Arbeitshypothesen sind für den Forschungsprozess leitend: erstens, dass die durch Medien erzeugte, performative Hervorbringung von (sozialem und kulturellem) Sinn sowie die kulturelle Aneignung von Medienprodukten als ‚Übersetzungen‘ verstehbar sind; zweitens, dass mediale Übersetzungen Rahmungen brauchen, um sinnkonstituierend zu sein, zugleich aber in Übersetzungen auch neue Rahmungen generiert werden. Vor dem Hintergrund dieser beiden Arbeitshypothesen verfolgt die Forschergruppe drei leitende Fragestellungen:
- Wie wird in den Praktiken medialer Transformationen durch Rahmen und Rahmungen Sinn erzeugt und wie verhalten sich Praktiken des Rahmens und Übersetzens dabei zueinander?
- Wie werden Prozesse des Rahmens und Übersetzens in den Medien selbst thematisiert, materialisiert und ästhetisch gestaltet?
- Wie werden die durch Übersetzungen entstehenden medialen Hervorbringungen wahrgenommen und kulturell angeeignet und welche Praktiken des Rahmens sind dafür notwendig?
Mit diesen Forschungsfragen fokussiert die Arbeitsgruppe zwar die Medien selbst und reflektiert auch deren mögliche differente Hervorbringungs- und Aneignungsprozesse. Anders aber als jene medienwissenschaftlichen Untersuchungen, die ihr Augenmerk hauptsächlich auf Einzelmedien richten oder Intermedialität auf einer eher technischen oder medienkomparatistischen Ebene untersuchen, legt die interdisziplinär zusammengesetzte Forschergruppe ihren Schwerpunkt auf die Frage der Hervorbringung von sozialem und kulturellem Sinn durch mediale Transformationen: Untersuchungsfelder sind die hybriden Grenzbereiche zwischen Kunst und populärer Kultur seit den 1990er Jahren.
Vor dem Hintergrund eines praxeologischen Ansatzes, der mediale Signifikation in den Praktiken ihrer Hervorbringung und Aneignung untersucht, versteht die Arbeitsgruppe Rahmung und Übersetzung nicht als stabile, fixierte Formate, sondern als transitorische Kontextualisierungen, deren Transformationen durch die miteinander verschränkten Praktiken des Rahmens und Übersetzens bedingt sind. Sie richtet deshalb ihren Fragenhorizont nicht nur auf Übersetzungen zwischen Medien sondern auch auf die damit verbundenen kulturellen Praktiken und ihre Aufführungen. Damit fragt sie nicht primär nach dem ‚Was‘, sondern nach dem ‚Wie‘: nach dem Vollzugsgeschehen, seiner Körperlichkeit und Materialität. Diesen Vollzug will die Forschergruppe in den Verflechtungen von medialen, kulturellen und situationalen Aspekten untersuchen.
Der Forschungsverbund umfasst sieben Forschungsprojekte von Wissenschaftler*innen der Universität Hamburg (UHH) und der Hochschule für bildende Künste Hamburg (HfbK).
Der Forschungsverbund wird gefördert durch die Landesforschungsförderung Hamburg für die Laufzeit von 01/2015 bis 12/2017.