Evaluation der Turn-Talentschulen des Deutschen Turner-Bundes
Der Deutsche Turner-Bund (DTB) hat ein Konzept für Talentschulen erarbeitet, um die Grundlagenausbildung bzw. das Grundlagentraining zu forcieren und eine gezielte, nachhaltige Förderung von Turntalenten in der ersten Phase der Sportkarriere zu erreichen. Zu diesem Zweck wurde ein Prädikat „DTB-Turn-Talentschule“ definiert, was für einen Zeitraum von vier Jahren vergeben wird. Hierfür wurden einheitliche Qualitätsstandards bezogen auf Trainingsinhalte, Talentsichtung, Qualifikation der Trainerinnen und Trainer, Betreuung der Aktiven und ein funktionierendes Marketingkonzept entwickelt. Das Prädikat wird auf Antrag und bei Erfüllung der Kriterien verliehen. Derzeit gibt es 100 Turn-Talentschulen in den Sportarten Gerätturnen, Rhythmische Sportgymnastik und Trampolinturnen in Deutschland. Eine wissenschaftlich fundierte Evaluation und Prozessbegleitung, um eine Qualitätssicherung für das Projekt zu gewährleisten, stand bisher aus und wird nun vom Fachgebiet Sportpädagogik in Zusammenarbeit mit dem Institut für Allgemeine Bewegungs- und Trainingswissenschaft durchgeführt.
Für die Turn-Talentschulen lässt sich grundlegend festhalten, dass der Auftrag der Turn-Talentschulen neben umfangreichen Zielen im Bereich der allgemeinen und sportartspezifischen motorischen Leistungsvoraussetzungen auch im engeren Sinne pädagogisch-erzieherische Ziele umfasst. Diese motivationalen, emotionalen und persönlichkeitsbezogenen Lernziele sind u. a. in den Rahmentrainingsplänen abgebildet und sollen in die Evaluation mit einbezogen werden.
Von der Evaluation wird erwartet, dass sie einheitliche Qualitätskriterien (-bausteine) aufstellt und die derzeitige Qualität der Turn-Talentschulen bewertet. Hierfür soll im Projektverlauf ein Methodeninventar zusammengestellt werden. Dieses Inventar soll so gestaltet sein, dass es von geschulten Mitarbeitern nach der initialen Evaluation weiterhin zur Qualitätssicherung der Turn-Talentschulen eingesetzt werden kann.
Aus der pädagogischen Perspektive ist die Entwicklung eines standardisierten Instruments zur Bewertung der pädagogischen Qualität von Trainingsprozessen Kernpunkt des Projekts. Hierfür sollen mehrere bereits vorhandene Methoden neu miteinander kombiniert werden.
Veröffentlichungen
Richartz, A. & Zoller, R. (2011). Die Qualität von Unterrichtsprozessen erfassen. In Lange, H., Duttler, G., Leffler, Th., Siebe, A. & Zimlich, M. (Hrsg.). Bewegungsbezogene Bildungskonzeptionen. Zur Trias Konzeption, Implementation und Evaluation. Jahrbuch Bewegungs- und Sportpädagogik in Theorie und Forschung Bd. 10. S. 75-87.
Richartz, A., Zoller, R. & Krapf, A. (2011). Training beobachten und evaluieren: Forscher als Kontrolleure? Reflexionen über Feldzugang und Feldbeziehungen. In Bindel, T. (Hrsg.). Feldforschung und ethnographische Zugänge in der Sportpädagogik. (Forum Sportpädagogik Bd.2) S. 71-88. Aachen: Shaker.