Chronische Belastungen und persönliche Ziele in Leistungssport- und Bildungskarriere
Chronic stress and personal goals in sport and education among elite athletes. Diagnostics and approaches for intervention.
Das Projekt zielt auf den Problemkreis chronischer Belastungen durch die Verknüpfung von Bildungslaufbahn und Sportkarriere. Es ergänzt die bestehenden Lösungsansätze und Forschungsbefunde zur Kopplung von leistungssport- und bildungsbezogenen Institutionen und füllt gleichzeitig eine Lücke, denn hier stehen die subjektiven Bedingungen und Folgen des Belastungserlebens sowie die Rolle persönlicher Ziele im Mittelpunkt. Die gegenwärtige Strategie der Belastungsverminderung, nämlich die Konzentration auf die organisatorische Reduktion der Anforderungen durch Abstimmung der Systeme Sport und Bildung, ist allein nicht ausreichend – so der aktuelle Forschungsstand. Sie muss ergänzt werden durch Maßnahmen, die sich auf die chronische Belastung als Resultat von Mangelerfahrungen beziehen (z. B. das Fehlen von Anerkennung erbrachter Leistungen). Im Projekt werden auch spezifische Normen für die Diagnostik von chronischem Stress im Spitzensport entwickelt.
Eng verknüpft mit der Frage nach dem Belastungserleben ist das Problem der persönlichen Ziele. Persönliche Ziele spielen bei der Betreuung von Nachwuchs- und Spitzenathleten eine wichtige steuernde Rolle: Zielreflexion und Zielvereinbarungen gehören zu den Standard-Tools systemisch orientierter Betreuung (z. B. in der Laufbahnberatung). Persönliche Ziele sind im Kern subjektive Anforderungen – sie bilden den persönlichen Maßstab, an dem die eigenen Leistungen z. B. in der Bildungslaufbahn oder im Leistungssport gemessen werden. Das Erleben von Arbeitsbelastung oder Mangel an Bedürfnisbefriedigung – und damit chronische Belastung – wird über persönliche Ziele gesteuert.
Mit qualitativen und quantitativen Befragungen von SpitzensportlerInnen in einem kombinierten Quer- und Längsschnittdesign wird u. a. den Fragen nachgegangen: Welche Effekte hat das chronische Belastungserleben auf persönliche Ziele und Entscheidungen, die die Karrierefortführung betreffen? Wie lässt sich eine chronische Überlastung von Athletinnen und Athleten im Betreuungsalltag ökonomisch und zielgerichtet diagnostizieren, um rechtzeitig geeignete Interventionen einzuleiten? Welche Zielmerkmale tragen zu hohen chronischen Belastungen bei, welche Zielstrukturen sind mit geringeren subjektiven Belastungen verbunden? Welche Kompetenzen im Bereich des Zielmanagements liegen bereits vor und welche Interventionen aus diesem Bereich können zu einer Belastungsverminderung beitragen? Sind persönliche Ziele von Leistungssportlern in verschiedenen Lebensbereichen eher kongruent oder konkurrierend strukturiert?
Ergebnisse:
Hoffmann, K. & Sallen, J. (erscheint 2012). Spezifische Normierung des Trierer Inventars zum chronischen Stress (TICS) zur diagnostischen Anwendung im Spitzensport. Zeitschrift für Sportpsychologie.
Hoffmann, K., Sallen, J., Albert, K. & Richartz, A. (2011). Leistet die „Schulzeitstreckung“ einen Beitrag zur Reduzierung von chronischem Stress? Eine Studie an einem Sportgymnasium. In B. Gröben, V. Kastrup & A. Müller (Hrsg.), Sportpädagogik als Erfahrungswissenschaft. Jahrestagung der dvs-Sektion Sportpädagogik vom 3.-5. Juni in Bielefeld (S. 173-177). Hamburg: Czwalina.
Hoffmann, K., Sallen, J., Albert, K. & Richartz, A. (2010). Zeitaufwendungen von Spitzensportlern in Leistungssport- und Bildungs-/Berufskarriere: Eine empirische Studie zum Zusammenhang mit subjektivem Belastungserleben. Leipziger Sportwissenschaftliche Beiträge, 51 (2), 75-93.
Hoffmann, K., Sallen, J., Albert, K. & Richartz, A. (2009). Chronische Belastungen von Spitzensportlern. Welche Rolle spielen soziodemographische und sportliche Rahmenbedingungen? In I. Pfeffer & D. Alfermann (Hrsg.), Menschen in Bewegung. Sportpsychologie zwischen Tradition und Zukunft. 41. Jahrestagung der Arbeitsgemeinschaft für Sportpsychologie (asp) vom 21.-23. Mai 2009 in Leipzig (S. 69). Hamburg: Czwalina. --> Abstract
Richartz, A., Albert, K., Hoffmann, K. & Sallen, J. (2011). Abschlussbericht des Forschungsprojekts: "Chronische Belastungen und persönliche Ziele in Leistungssport- und Bildungskarriere" (071102/07-09; 09/2007-12/2010). Unveröffentlichter Abschlussbericht. Fachgebiet Sportpädagogik, Universität Leipzig.
Richartz, A., Albert, K., Sallen, J. & Hoffmann, K. (2010). Chronische Belastungen und persönliche Ziele in Leistungssport- und Bildungskarriere. In Bundesinstitut für Sportwissenschaft (Hrsg.), BISp-Jahrbuch Forschungsförderung 2009/10 (S. 307-313). Bonn. --> Beitrag
Sallen, J., Albert, K., Hoffmann, K. & Richartz, A. (2010). Persönliche Ziele von Spitzensportler/innen in verschiedenen Lebensbereichen: Inhalte, Konflikte und Prioritäten. In P. Frei & S. Körner (Hrsg.), Ungewissheit. Sportpädagogische Felder im Wandel. Jahrestagung der dvs-Sektion Sportpädagogik vom 11.-13. Juni 2009 in Hildesheim (S. 271-277). Hamburg: Czwalina. --> Abstract
Sallen, J., Hoffmann, K., Albert, K. & Richartz, A. (2011). Bildungs- und Berufsziele von Spitzensportler/innen: psychosoziale Einflüsse auf die Zielverwirklichung. In B. Gröben, V. Kastrup & A. Müller (Hrsg.), Sportpädagogik als Erfahrungswissenschaft. Jahrestagung der dvs-Sektion Sportpädagogik vom 3.-5. Juni in Bielefeld (S. 374-377). Hamburg: Czwalina. --> Poster
Sallen, J., Albert, K., Hoffmann, K. & Richartz, A. (2008). Wie lassen sich chronisch belastete Spitzensportler identifizieren? Belastungszugänge über die Zusammenführung quantitativer und qualitativer Daten (Vortrag). Jahrestagung der dvs-Sektion Sportpädagogik vom 22.-25.05.2008 in Köln. --> Abstract
Sallen, J., Hoffmann, K., Albert, K. & Richartz, A. (2008). Chronische Belastungen von Spitzensportlern: Ergebnisse eines Screenings. In G. Sudeck, A. Conzelmann, K. Lehnert & E. Gerlach (Hrsg.), Differentielle Sportpsychologie. Sportwissenschaftliche Persönlichkeitsforschung. 40. Jahrestagung der Arbeitsgemeinschaft für Sportpsychologie (asp) vom 1.-3. Mai 2008 in Bern (S. 104). Hamburg: Czwalina. --> Abstract