Stress Risiko- und Resilienzprofile in der Altenpflege
Im Rahmen einer Promotion wird in verschiedenen Pflegeeinrichtungen in Hamburg und Bremen eine Fragebogenerhebung durchgeführt.
Der demographische Wandel und die daraus resultierende Zunahme an hochaltrigen, meist bettlägerigen Personen erhöht den Bedarf sowie die Anforderungen an Altenpflegefachkräften. Im Jahr 2015 waren in Deutschland in etwa 783 426 Erwachsene vollstationär in Altenpflegeheimen untergebracht (Statistisches Bundesamt, 2017). Deutschland gehört zudem mit einer durchschnittlichen Lebenserwartung von 81 Jahren zu den Ländern mit der höchsten durchschnittlichen Lebenserwartung weltweit (World Health Organization, 2015). Dies hat zur Folge, dass sich Seniorinnen und Senioren in Altenpflegeheimen zunehmend durch komplexe Pflegebedürfnisse und Multimorbiditäten auszeichnen (Rothgang, Kalwitzki, Müller, Runte, & Unger, 2016). Dem gegenüber stehen Schwierigkeiten der Pflegeeinrichtungen Personal anzuwerben, dieses an eine Einrichtung zu binden und ein daraus resultierender Fachkräftemangel (Hasselhorn, Tackenberg, & Müller, 2003; Heinen et al., 2013). Die Folge sind hohe Arbeitsbelastungen des vorhandenen Pflegepersonals.
Ursachen psychischer Belastungen in der Altenpflege sind Studien zufolge vor allem eine hohe Arbeitsdichte, Zeitdruck, fehlender Entscheidungsspielraum / fehlende Kontrolle, Rollenambiguität, inadäquate Personal-Bewohner Schlüssel, geringes Einkommen, der Umgang mit psychisch beeinträchtigten Menschen und Gewalt am Arbeitsplatz (Magnavita, 2014; McVicar, 2003; Pélissier et al., 2015; Pitfield, Shahriyarmolki, & Livingston, 2011). Unklar bleibt jedoch, welche Kombinationen an Stressoren zu einem besonders hohen Stresslevel und somit, indirekt, zu gesundheitsschädlichen Folgen führen.
Um eine pathologische Stressreaktion im Rahmen der Gesundheitsförderung zu verhindern, müssen vorhandene oder unvermeidbare Stressoren am Arbeitsplatz durch individuelle Ressourcen der Arbeitnehmer ausgeglichen werden können. Welche Ressourcen zu einer erhöhten Resilienz, also Widerstandsfähigkeit in Bezug auf Stress in der Altenpflege, führen, ist nicht ausreichend erforscht. Ein interdisziplinäres Forschungsfeld aus Psychologie und Bewegungswissenschaft untersuchte in dem letzten Jahrzehnt zunehmend, inwiefern Bewegung und sportliche Aktivität einen Effekt auf die Stressresilienz hat.
- Im Rahmen dieser Querschnittstudie sollen Stressoren sowie Ressourcen in der Altenpflege identifiziert werden. Es sollen zudem anhand einer Tree Classification Analyse Risikoprofile sowie Resilienzprofile generiert werden. Ein besonderes Interesse liegt hierbei auf der Rolle der moderat-intensiven körperlichen Aktivität in der Freizeit als mögliche Ressource.
Literatur
Hasselhorn, H.-M., Tackenberg, P., & Müller, B. H. (2003). Vorzeitiger Berufsausstieg aus der Pflege in Deutschland als zunehmendes Problem für den Gesundheitsdienst - eine Übersichtsarbeit. Gesundheitswesen (Bundesverband der Arzte des Offentlichen Gesundheitsdienstes (Germany)), 65(1), 40–46. https://doi.org/10.1055/s-2003-36918
Heinen, M. M., van Achterberg, T., Schwendimann, R., Zander, B., Matthews, A., Kózka, M.,. . . Schoonhoven, L. (2013). Nurses’ intention to leave their profession: A cross sectional observational study in 10 European countries. International Journal of Nursing Studies, 50(2), 174–184. https://doi.org/10.1016/j.ijnurstu.2012.09.019
Magnavita, N. (2014). Workplace violence and occupational stress in healthcare workers: A chicken-and-egg situation-results of a 6-year follow-up study. Journal of nursing scholarship : an official publication of Sigma Theta Tau International Honor Society of Nursing, 46(5), 366–376. https://doi.org/10.1111/jnu.12088
McVicar, A. (2003). Workplace stress in nursing: A literature review. Journal of advanced nursing, 44(6), 633–642. https://doi.org/10.1046/j.0309-2402.2003.02853.x
Michie, S. (2003). Reducing work related psychological ill health and sickness absence: A systematic literature review. Occupational and Environmental Medicine, 60(1), 3–9. https://doi.org/10.1136/oem.60.1.3
Pélissier, C., Vohito, M., Fort, E., Sellier, B., Agard, J. P., Fontana, L., & Charbotel, B. (2015). Risk factors for work-related stress and subjective hardship in health-care staff in nursing homes for the elderly: A cross-sectional study. Journal of occupational health, 57(3), 285–296. https://doi.org/10.1539/joh.14-0090-OA
Pitfield, C., Shahriyarmolki, K., & Livingston, G. (2011). A systematic review of stress in staff caring for people with dementia living in 24-hour care settings. International psychogeriatrics, 23(1), 4–9. https://doi.org/10.1017/S1041610210000542
Rothgang, H., Kalwitzki, T., Müller, R., Runte, R., & Unger, R. (2016). BARMER GEK Pflegereport 2016 (Schriftenreihe zur Gesundheitsanalyse). Berlin.
Statistisches Bundesamt. (2017). Pflegebedürftige nach Versorgungart, Geschlecht und Pflegestufe 2015. Retrieved from https://www.destatis.de/DE/ZahlenFakten/GesellschaftStaat/Gesundheit/Pflege/Tabellen/PflegebeduerftigePflegestufe.html
World Health Organization. (2015). Germany: WHO statistical profile. Retrieved from http://www.who.int/gho/countries/deu.pdf?ua=1