Bewegungen Übersetzen. Tanzästhetische Transformationen und ihre medialen Rahmungen - das Beispiel des 'afrikanischen Tanzes'
Projektleitung: Prof.Dr. Gabriele Klein
Wissenschaftliche Mitarbeiterin: Claude Jansen
Finanziert durch: Landesforschungsförderungsinitiative
Laufzeit: 01/2015 - 12/2017
Körperliche Bewegung ist eine spezifische, weil präsenzerzeugende und flüchtige Praxis des Übersetzens, die als ein permanentes ‚Dazwischen‘, als ständig im Übergang begriffen beschrieben wird. Ihr Medium ist der Körper, da er in und durch Praxis – also immer auch in und durch Bewegung – Sinn generiert. In diesem Projekt soll Sinngenierung als eine Praktik des situationalen Rahmens untersucht werden, deren ‚Brüchigkeit‘, Fragilität und Kontingenz vor allem dann sichtbar wird, wenn körperliche Bewegungen in verschiedene kulturelle Kontexte übersetzt werden.
Empirischer Untersuchungsgegenstand ist der Transfer von Tänzen verschiedener afrikanischer Kulturen nach ‚Europa‘, die hier als ‚afrikanischer Tanz‘ angeeignet werden. Der Prozess dieser (tanz-)kulturellen Globalisierung und Hybridisierung im Spannungsfeld zwischen körperlicher Praxis (in verschiedenen kulturellen Kontexten) und ihrer (Re-)Präsentation in audiovisuellen Medien (Foto, Film, Video, Internet) wird herausgearbeitet und als ein permanenter Übersetzungs- und Rahmungsprozess untersucht. Hypothesen sind dabei, dass (1.) sinnenhafte Wahrnehmungen im und durch Tanz nicht allein in der körperlichen Praxis erzeugt werden, sondern immer auch in Bezug zu Darstellungen und Aufführungen des Tanzes in Bildmedien stehen. (2.), dass Bildmedien global das soziale Imaginäre ‚Afrika‘ transportieren, das im Tanzen leiblich übersetzt wird und (3.) dass für diese Übersetzungsprozesse Rahmungen erforderlich sind, die in spezifischen Aufführungsorten (Tanzräume) und ihren Bildinszenierungen translokal die Übersetzung beglaubigen und zusammen mit der Erfahrung des Tanzens die Erzeugung von Sinn evozieren.
Vor dem Hintergrund dieser Hypothesen wird empirisch untersucht, wie ‚Afrika‘ als soziales Imaginäres in der Neulokalisierung des ‚afrikanischen Tanzes‘ in Europa medial in Bildmedien und Schrift gerahmt und mit sozialem Sinn (über Strategien der In- und Exklusion, z.B. der Exotisierung und Diskriminierung von ‚afrikanischen Tänzer/innen‘) in translokalen Prozessen aufgeladen wird und schließlich wie in der postkolonialen Neukontextualisierung afrikanischer Tänze in den Kontext „zeitgenössischer“ Tanzkunst und ihrer lokalen Aneignung der Sinn der Bewegungsformen und ihrer kulturellen Kontexte transformiert und (ent-)politisiert wird.
Das Projekt ist ein Teilprojekt des Forschungsverbundes „Übersetzen und Rahmen. Praktiken medialer Transformationen“.