Mission Statement
Interdisziplinäre Perspektiven der Körper-, Bewegungs- und Tanzforschung
Der Arbeitsbereich “Kultur, Medien und Gesellschaft“ (KMG) ist in Forschung und Lehre sozial- und kulturwissenschaftlich ausgerichtet. Wir sind SoziologInnen, KulturwissenschaftlerInnen, MedienwissenschaftlerInnen sowie Tanz- und TheaterwissenschaftlerInnen und arbeiten zusammen an interdisziplinären Perspektiven der Körper-, Bewegungs- und Tanzforschung. Eine sozial- und kulturwissenschaftliche Theorie des Körpers und seiner Bewegungen wird empirisch in unseren verschiedenen Forschungs- und Lehrprojekten in historischer wie zeitgenössischer Perspektive entwickelt. Folgende Themen bilden Schwerpunkte des Arbeitsbereiches:
Soziologie des Körpers
Der Körper als Repräsentant des Sozialen, als sozialer Zeichenträger, als Ausdruck des sozialen Status aber auch als wahrnehmender Agens sozialer Wirklichkeit steht im Zentrum dieses theoretisch und empirisch fundierten Forschungsschwerpunktes. Zentrale Forschungsfelder sind Körper und Wissen, Körper und Identität, Körper und Subjektivität, Körper und Performanz, Körper und Raum/Architektur sowie Körper und Technik.
Methodologien sozialer Körper- und Bewegungspraxis
Der Körper bringt in und durch seine Bewegungen soziale Praxis wesentlich mit hervor. Ein Schwerpunkt des Arbeitsbereichs ist die Entwicklung von methodologischen Perspektiven auf soziale Praktiken, die über Körper und in Bewegung generiert werden. Die Erforschung des impliziten Wissens und der performativen Praktiken des Körpers, das knowing how, welches wir nicht sprachlich artikulieren können, aber in vielerlei Situationen des Alltags praktizieren, steht hierbei im Zentrum des Forschungsinteresses. Die empirischen Instrumentarien für eine praxistheoretische Bewegungsforschung werden dazu entwickelt und reflektiert.
Tanz und Performance
Tanz wird sowohl als künstlerische wie populäre Bewegungspraxis untersucht. Besonderes Augenmerk unserer Forschung liegt auf den sozial- und kulturwissenschaftlichen Untersuchungsansätzen. Kulturelle Praktiken von (globalisierten) Tänzen, tanzkünstlerische Formen und Tanzästhetiken, die Wissensgenerierung und -vermittlung von zeitgenössischem Tanz sowie choreografische Praktiken im Tanz wie auch soziale Choreografien des Alltags (flash mobs, Demonstrationen, ritualisierte Alltagspraktiken) stehen im Mittelpunkt des Forschungsinteresses. Das Zentrum für „Performance Studies“ sowie der interdisziplinäre M.A. Studiengang Performance Studies sind eng mit diesem Forschungsschwerpunkt verbunden.
Urbane Bewegungskulturen
Die Stadt als Bewegungs- und Aktionsraum wird in diesem Schwerpunkt erforscht. Unter dem Konzept der Sozialen Choreografie werden der Sport und seine Eventkulturen (z.B. Marathons, Fußball) wie auch städtische Infrastrukturen, Mobilitätspraktiken, die Bewegungsorganisation von Protestkulturen sowie affektive Zustände von Menschenmassen (z.B. Fankulturen) und deren Formen der Vergemeinschaftung untersucht.
Jugendliche Bewegungskulturen und populäre Kulturen
Die Untersuchung der Körper- und Bewegungspraktiken, der Inszenierungsstrategien sowie der theatralen Aufführungen von jugendlichen Kulturen und Szenen ist Aufgabe dieses Themenschwerpunkts. Zeitgenössische Jugendszenen wie Techno, Hip-Hop oder urbane Tanzszenen wie Tango oder Salsa werden erforscht und in der Lehre vermittelt. Ein weiteres Forschungsthema ist die Veralltäglichung des Sports, der Sportmode und der Fitness- und Wellnesspraktiken im urbanen Alltag.
Gender Studies
In diesem Schwerpunkt geht es darum, den gender-Aspekt in Wissenschaft, Sport, Tanz und alltäglicher Praxis unter besonderer Berücksichtigung von Körper- und Bewegungstheorie zu thematisieren. Hierbei interessieren nicht nur die Präsenz und Repräsentation männlicher und weiblicher Körper, sondern auch Fragen der Homophobie, Intersexualität sowie queer-Praktiken. Die Körperpraktiken des gendering stehen dabei in besonderer Weise im Mittelpunkt der Forschungen.
Kulturelle, ästhetische und mediale Übersetzungen von Bewegung und Tanz
Unter dem Konzept der kulturellen und medialen Übersetzung werden die Transformationen zwischen Sprache und Bewegung, Medien und Tanz, interkulturellen Praktiken und Ästhetiken untersucht, wie sie sich in choreografischen Werken sowie in tanzkünstlerischen Arbeitsweisen zeigen. Zudem werden am Beispiel von alltäglichen Sport-, Tanz- und Bewegungskulturen der Zusammenhang von Globalisierung und Migration, Transnationalisierung und Identität bearbeitet, so z.B. im Tanz in lateinamerikanischen und afrikanischen Tänzen, im Sport in fernöstlichen Praktiken, wie Meditations-, Entspannungs- und Körperbewusstseinstechniken. Dieser Bereich ist eng verbunden mit dem „Research Center Media and Communication“ und dem Forschungsverbund "Übersetzen und Rahmen. Praktiken medialer Transformationen".
Medialisierung und Digitalisierung des Körpers
Ein weiteres Forschungs- und Lehrinteresse liegt darin, die mediale Verschränkung von Körperbild und Körperpraktiken in Sport und Alltag, sowie die Virtualisierung und Neuvermessung des Körpers (beispielsweise durch self-tracking-Messtechnologien) zu berücksichtigen. Dieser Schwerpunkt ist eng verbunden mit dem „Research Center Media and Communication“, dem Graduiertenkolleg "Lose Verbindungen – Kollektivität im urbanen und digitalen Raum" sowie dem wissenschaftlich-künstlerischem Nachwuchskolleg "Ästhetiken des Virtuellen".